Fastenmethoden

Schon früh erkannten die Menschen die gesundheitlichen Vorteile des Fastens. Bereits im Alten Griechenland sprach der als Vater der europäischen Heilkunde bekannte Arzt Hippokrates von Kos, dass eine gesunde Ernährung und eine ungestörte Ausscheidung ein wesentlicher Teil eines gesunden Körper und Geistes seien. Nach der Zeit von Hippokrates von Kos ist Fasten eher in den Hintergrund gerückt. Erst im Mittelalter wurde das Fasten wieder neu entdeckt. Die Benediktinerin Hildegard von Bingen entwickelte eine Dinkel-Gemüse-Kräuter-Kur, eine bis heute sehr beliebte Fastenmethode. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich das Fasten mit der Traditionellen Europäischen Medizin stark weiter. Dr. Otto Buchinger, welcher als Begründer des modernen Heilfastens gilt, revolutionierte das Fasten. In Kombination mit der F. X.-Mayr-Kur nach dem österreichischen Arzt F. X. Mayr wurde der Grundstein für das heutige Heilfasten, und eine Basis für viele weitere Fastenmethoden, geschaffen, darunter auch das Heilfasten für Gesunde, welches von Dr. med. Hellmut Lützner erfunden wurde. Seither wurde dieses Naturheilverfahren immer weiter erforscht und entwickelt. Zahlreiche Studien belegten bereits, welche gesundheitlichen Vorteile Fasten mit sich bringt. Immer mehr Heilfastenmethoden entwickelten sich im Laufe der Zeit. Bis heute wird Heilfasten als Naturheilverfahren bei diversen Beschwerden eingesetzt.

Buchinger Heilfasten

Der deutsche Arzt Dr. Otto Buchinger (1878 – 1966) gilt als Begründer des therapeutischen Heilfastens. Er befreite sich selbst von seinem Gelenkrheuma, indem er sich einer dreiwöchigen Fastenkur unterzog. Das Prinzip seiner Fastenkur lautet nicht essen, nur trinken. Er erforschte das Fasten weiter und eröffnete 1920 die erste Fastenklinik Deutschlands. Das Heilfasten nach Buchinger stellt die Basis für die meisten modernen Fastenmethoden dar. Dr. med. Hellmut Lützner entwickelte auf Basis des Heilfastens das Fasten für Gesunde. Das Heilfasten nach Buchinger wird bis heute als Therapieverfahren bei diversen Beschwerden, aber auch zur Prävention eingesetzt.

Beim Heilfasten nach Buchinger ist feste Nahrung nicht erlaubt. Der Speiseplan besteht aus Gemüsebrühen, Obst- und Gemüsesäften, Wasser und ungesüßtem Tee. Die Kalorien betragen insgesamt rund 250 kcal pro Tag.

Zum Heilfasten nach Buchinger gehört aber nicht nur der Verzicht auf feste Nahrung, sondern auch die Reinigung des Darms. Sie ist fester Bestandteil dieser Fastenmethode und führt die Fastenkur offiziell ein. Die erste Darmreinigung erfolgt in der Regel mit Glaubersalz. Man spricht auch vom "Glaubern". Anschließend wird der Darm alle zwei Tage gereinigt. Dies passiert in der Regel mittels eines Irrigators, da ein zweites mal "Glaubern" den Darm zu stark reizen könnte.

Dr. Otto Buchinger war ein sehr spiritueller Mensch. Er beschrieb das Fasten als "Diät für die Seele". Fasten ist eine Zeit der Ruhe und inneren Einkehr. Ergänzt wird die Fasten-Kur durch Bewegung in der Natur und entgiftenden Anwendungen wie Leberwickel.

F. X.-Mayr-Kur

Der österreichische Arzt Franz Xaver Mayr (1875-1965) forschte wie Darmfunktion, Gesundheit und Entgiftung zusammenhängen. Er fand heraus, dass Ursache vieler Krankheiten im direkten Zusammenhang mit der Darmflora stehen. Er entwickelte eine Fastenkur zur Entgiftung und Entsäuerung des Körpers.

Bei der traditionellen F. X. Mayr-Kur besteht der Speiseplan aus trockenen Semmeln und Milch, Wasser und Tee. Das Frühstück besteht aus einer altbackenen Semmel und 250 ml Milch. Die Semmel wird bissweise verzehrt und so lange gekaut, bis nur noch Brei übrig ist. Dazu wird die Milch löffelweise aufgenommen. Das Mittagessen besteht ebenfalls aus einer Semmel und einem Glas Milch. Am Abend stehen zwei Gläser (Kräuter-)Tee auf dem Speiseplan. In der modernen Form der F. X. Mayr-Kur besteht die Kost nicht mehr aus Weizenmehl und Milch. Heute stehen basische Lebensmittel, Rohkost und kohlenhydratreiche Nahrung wie Obst und Gemüse, Suppen und Brühen sowie Semmeln aus Dinkel oder Buchweizen auf dem Speiseplan.

Die F. X.-Mayr-Kur, welche auch unter dem Namen Milch-Semmel-Kur bekannt ist, basiert auf den vier Prinzipien Schonung, Säuberung, Schulung und Substitution.

Fasten nach Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen (1098–1179) war eine deutsche Benediktinerin, Dichterin und Heilpraktikerin. Sie kreierte eine Dinkel-Gemüse-Kräuter-Kur, die sowohl den Körper, als auch die Seele bereinigen soll. Erlaubt sind bei der Fastenkur nach Hildegard von Bingen Dinkelprodukte, Kräuter und Gewürze, Obst, Gemüsesuppe, Kräutertee und Obstsäfte. Bevor die Fastenkur offiziell beginnt, wird der Darm mit Ingwergranulat gereinigt. Das Fastenmethode nach Hildegard von Bingen unterteilt sich in drei Varianten.

Die Fastenkur nach Hildegard von Bingen wird mit entgiftenden Maßnahmen wie Leberwickel unterstützt. Spaziergänge, Massagen, Entspannungsübungen oder Meditationstechniken tragen daher ebenfalls wesentlich zur Fastenkur bei.

Schrothkur

Die Schrothkur wurde von Herrn Fuhrmann Johann Schroth erfunden. Es ist eine Fasten-Kur, die anders als die meisten Fasten-Kuren, nicht auf der Basis einer anderen Fasten-Kur aufgebaut ist. Hauptziel dieser Fasten-Kur ist es den Körper zu entschlacken. Aber auch viele Krankheiten sollen durch die Schrothkur gelindert werden. Die Schrothkur ist in Trink- und Trockentage eingeteilt. An den Trockentagen wird nicht mehr als ein halber, und an den Trinktagen nicht mehr als 1,5 Liter getrunken. Neben Wasser und Tee sind auch Säfte und selbst Weine erlaubt. Durch den Wechsel der Trink- und Trockentage sollen Schlacken ausgeschieden, und körpereigenen Funktionen aktiviert werden. Ein Wickel fördert diesen Effekt und ist Teil der Schrothkur. Neben dem gesundheitlichen Aspekt hilft die Schrothkur auch bei der Gewichtsabnahme.

Basenfasten

Basenfasten ist eine Fastenmethode, die den Körper entsäuern, und den Säure-Basen-Haushalt wieder ins Gleichgewicht bringen soll.

Der Säure-Basen-Haushalt kennzeichnet das Verhältnis zwischen Säure und Basen im Körper. Er setzt sich aus verschiedenen Puffersystemen zusammen und reguliert die Schwankungen des pH-Wertes. Der normale pH-Wert im Blut liegt zwischen 7,35 und 7,45 (1 sehr sauer, 14 sehr basisch).

Durch die falsche Ernährung, zu wenig Bewegung, schlechte Umwelteinflüsse oder übermäßigen Genussmittel- und Medikamentenkonsum kann der Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht geraten. Ein gesundes Säure-Basen-Verhältnis liegt bei 80/20. Befinden sich mehr Säuren als Basen im Körper spricht man von einer Übersäuerung (Azidose). Dies wirkt sich auf Gesundheit und Wohlbefinden aus.

Während einer Basenfastenkur kommen ausschließlich basische Lebensmittel saisonales Obst, Kartoffeln, Kräuter, Hülsenfrüchte, Pseudogetreide oder Nüsse auf den Teller. Säurebildner wie Fleisch und Wurst, Fisch, Fast Food und Milchprodukte. Die Kalorien pro Tag liegen bei 800-1.000 kcal. Alkohol, Kaffee und zuckerhaltige Getränke sind nicht erlaubt. Getrunken werden während der Fastenkur Wasser und ungesüßte Kräutertees (mindestens 2-3 Liter pro Tag).

Durch die basische Ernährung wird das Verhältnis zwischen Säure und Basen wieder normalisiert. Säuren werden durch Basen ersetzt. Die Basenfastenkur wird meist mit fastenunterstützenden Maßnahmen wie basischen Fußbändern oder Bewegung an der frischen Luft unterstützt. Die Entsäuerung des Körpers wirkt gesundheitsfördernd. Basenfasten kann aber auch das Hautbild verbessern und beim Abnehmen helfen.

Intervallfasten

Intervallfasten ist eine der beliebtesten Fastenmethoden. Intervallfasten ist auch unter den Namen intermittierendes Fasten und Teilzeitfasten bekannt. Das Prinzip dieser Fastenmethode lautet Fasten auf Zeit. Es gibt verschiedene Varianten des Intervallfastens. Die beliebtesten Varianten sind die 16:8-Methode und die 5:2-Methode. Obwohl Intervallfasten eine schnelle Gewichtsabnahme ohne großen Hunger verspricht, handelt es sich hierbei nicht um eine Diät, sondern eine Fastenmethode. Da der Stoffwechsel beim Intervallfasten nicht runterschaltet, entsteht auch kein Jo-Jo-Effekt.

16:8-Methode
Das Zeitfenster zwischen der letzten Mahlzeit des Tages und der ersten Mahlzeit des Folgetages beträgt bei der 16:8-Methode 16 Stunden. Der Vorteil dieser Variante ist, dass auch die Schlafenszeit in die Fastenzeit mit einberechnet werden kann. Die 16:8-Methode eignet sich daher vor allem für Menschen die morgens ohnehin nicht frühstücken. In den restlichen acht Stunden des Tages ist essen erlaubt, ohne dabei Kalorien zählen zu müssen. In diesem Zeitfenster werden zwei Hauptmahlzeiten empfohlen. Natürlich sollte dabei ausschließlich zu gesunden Lebensmittel gegriffen werden.

5:2-Methode
Bei der 5:2-Methode bezieht sich das Zeitfenster, anders als bei der 16:8-Methode, nicht auf den Tag, sondern auf die Woche. Bei dieser Variante des Intervallfastens darf an fünf Wochentagen normal gegessen werden. An den restlichen zwei Wochentagen sind nur noch 600-800 kcal erlaubt. Die Anzahl der Mahlzeiten, sowie die Bestimmung der Fastentage dürfen dabei selbst bestimmt werden. Selbstverständlich sollte auch bei dieser Variante ausschließlich zu gesunden Lebensmitteln gegriffen werden.

Suppenfasten

Suppenfasten ist die vereinfachte Form des Buchinger Heilfastens. Diese Fastenart ist ideal für die, die sich an das Fasten rantasten, und ihren Körper auf sanfte Art entschlacken möchten. Obwohl hier auch ausschließlich Obst- und Gemüsesäfte, Gemüsesuppen, Wasser und Tee verzehrt werden, sind beim Suppenfasten Kohlenhydrate erlaubt. Diese Fastenmethode lässt sich sehr gut in den Alltag integrieren.

Wasserfasten

Wasserfasten ist die reinste Form des Fastens. Sie ist auch unter dem Namen Nulldiät bekannt. Ziel des Wasserfastens ist es, den Körper zu entgiften. Bei dieser Fastenmethode wird ausschließlich Wasser getrunken. Alternativ darf zu ungesüßtem Kräutertee gegriffen werden. Auf Nahrung wird komplett verzichtet. Getrunken sollte mindestens 3 Liter pro Tag werden. Wasserfasten ist nicht für Menschen geeignet die zum ersten Mal fasten. Unerfahrenen, und denen die ohne ärztliche Aufsicht fasten, wird geraten, nicht länger als fünf Tage zu fasten. Grundsätzlich sollte aber immer vorab Absprache mit einem Arzt gehalten werden. Wasserfasten senkt das Risiko an diversen Zivilisationskrankheiten zu erkranken und verhilft zu schneller Gewichtsabnahme. Der Jo-Jo-Effekt ist bei dieser Art des Fastens allerdings vorprogrammiert.

Früchtefasten

Beim Früchtefasten wird sich ausschließlich von Früchten ernährt. Hierbei sind Obst, Gemüse und Schalenfrüchte erlaubt. Diese Fastenart ist nicht nur die leckerste, sondern auch sehr wirksam. Ziel des Früchtefastens ist es den Körper zu entschlacken. Die enthaltenen Fasern und das Wasser regen den Darm zusätzlich an und säubern ihn zudem. Diese Fastenart reinigt nicht nur den Körper, sondern stärkt auch das Immunsystem.

Molkefasten

Molkefasten ist eine Heilfastenmethode, die vor allem der Darmsanierung und Entgiftung der Leber dient. Wie auch bei der F. X.-Mayr-Kur werden hier schädliche Bakterien über den Darm ausgeschieden, während die Produktion der guten Bakterien gefördert wird. Der tägliche Speiseplan besteht aus einem Liter Diätmolke, Gemüsebrühen und Detox-Tees. Die Kalorien ergeben circa 300-400 kcal pro Tag. Molkefasten hilft dem Körper nicht nur zu entgiften, sondern fördert auch die Fettverbrennung. Bei Laktoseintoleranz sollte diese Heilfastenmethode vermieden werden.

Ayurvedafasten

Der Begriff Ayurveda kommt aus dem Sanskrit und bedeutet übersetzt Wissen vom Leben. Es handelt sich um eine 5.000 Jahre alte traditionelle indische Heilkunst, welche bis heute angewandt wird. Laut der ayurvedischen Lehre bestimmen die drei Grundenergien (Doshas) Vata, Pitta und Kapha das physische und psychische Wohlbefinden eines jeden Menschen individuell. Geraten die Doshas aus dem Gleichgewicht, kann dies zu diversen Beschwerden führen. Durch die ayurvedische Fastenkur soll die innere Natur wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Zusätzlich soll das Verdauungsfeuer (Agni) gestärkt, und Schadstoffe dadurch verbrannt werden.

Beim Ayurvedafasten wird vor Beginn der Fastenkur der Konstitutionstyp des Fastenden ermittelt. Laut der ayurvedischen Lehre bestimmen die Drei Grundenergien (Doshas) Vata, Pitta und Kapha das physische und psychische Wohlbefinden einen jeden Menschen individuell. Der Speiseplan für die ayurvedische Fastenkur wird dem Konstitutionstypen des Fastenden individuell und typgerecht angepasst.

Beim Ayurvedafasten kommen basische und vegane Lebensmittel, saisonales Obst und Gemüse, Suppen und Brühen sowie verschiedene hochwertige Gewürze wie Ingwer, Kurkuma oder Safran auf den Teller. Die Getränkeauswahl besteht aus (Ingwer-)Wasser, Tee und frisch gepressten Obstsäften.

Das Frühstück besteht aus einem Glas warmen Ingwerwasser. Das Mittagessen besteht aus einer warmen Mahlzeit, meist aus Reis oder Buchweizen oder Dal (indisches Linsengericht). Die Würze wird dabei dem jeweiligen Dosha-Typen angepasst. Zum Abendessen wird Suppe oder Gemüsebrühe serviert.

Wie auch die F. X. Mayr-Kur verfolgt auch die ayurvedische Ernährungslehre bestimmte Prinzipien wie:

Das Beachten dieser Prinzipien kann ebenfalls zu einem bewussteren Essverhalten führen.

Die ayurvedische Fastenkur wird meist mit wohltuenden Anwendungen wie Stirngüssen oder Massagen mit ätherischen Ölen ergänzt.

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